Arme sterben früher, Beamte leben am längsten

Sehr deut­li­che Unter­schiede bei der Lebens­er­war­tung je nach sozia­lem Stand und Beruf hat eine neue Studie

Arme sterben früher

Arme ster­ben früher

des Deut­schen Insti­tuts für Wirt­schafts­for­schung im Auf­trag des Sozi­al­ver­ban­des VdK erge­ben. Der reichste Teil der Bevöl­ke­rung in Deutsch­land lebt dem­nach im Schnitt fast  fünf Jahre län­ger als der ärmste Teil der Bevöl­ke­rung. Die höchste Lebens­er­war­tung haben mit 87,2 Jah­ren Beamte und Beam­tin­nen — gut vier Jahre mehr als Arbei­ter und Arbei­te­rin­nen. Hier dazu der Pres­se­text des VdK:

Der Sozi­al­ver­band VdK warnt ange­sichts einer von ihm in Auf­trag gege­be­nen Stu­die des Deut­schen Insti­tuts für Wirt­schafts­for­schung (DIW) vor einer pau­scha­len Erhö­hung des Ren­ten­ein­tritts­al­ters: „Eine Erhö­hung auf 68, 69 oder gar 70 Jahre würde die soziale Spal­tung in der älte­ren Bevöl­ke­rung wei­ter ver­schär­fen und zu noch mehr Alters­ar­mut füh­ren“, kri­ti­sierte VdK-Prä­si­den­tin Verena Ben­tele bei der Prä­sen­ta­tion einer Stu­die des DIW Ber­lin zur Lebens­er­war­tung ver­schie­de­ner Berufs- und Ein­kom­mens­grup­pen. „Statt den nächs­ten Bei­rat ein­zu­set­zen, der vor­schlägt, alle pau­schal län­ger arbei­ten zu las­sen, brau­chen wir fle­xi­blere Lösun­gen: Wer etwa ein Leben lang in kör­per­lich und psy­chisch anstren­gen­den Beru­fen gear­bei­tet hat, muss frü­her in Rente gehen kön­nen, und zwar ohne Abschläge auch schon mit 63“, for­derte Bentele.

Die Stu­die auf Basis des am DIW Ber­lin ange­sie­del­ten Sozio-oeko­no­mi­schen Panels (SOEP) zeigt unter ande­rem, dass die Lebens­er­war­tung von Arbei­tern im Ver­gleich etwa zu Beam­ten rund vier Jahre gerin­ger ist. Auch eine hohe beruf­li­che Belas­tung wirkt sich auf die Lebens­er­war­tung aus: Rent­ner, die in Beru­fen mit hoher Belas­tung gear­bei­tet haben, leben drei Jahre kür­zer im Ver­gleich zu jenen, bei denen die Belas­tung gerin­ger war. Auch beim Haus­halts­ein­kom­men zei­gen sich deut­li­che Unter­schiede: Rent­ner aus Haus­hal­ten mit pre­kä­ren Ein­kom­men haben eine deut­lich gerin­gere Lebens­er­war­tung im Ver­gleich zu wohl­ha­ben­den Haus­hal­ten. Kon­kret leben ärmere Rent­ner fünf Jahre kür­zer als reichere.

Für den VdK sind die Ergeb­nisse ein Beleg dafür, dass die ver­schie­de­nen Alters­vor­sor­ge­sys­teme in Deutsch­land zutiefst unge­recht sind. „Gering­ver­die­nende Men­schen, die in kör­per­lich und psy­chisch belas­ten­den Beru­fen arbei­ten, sind im Alter deut­lich schlech­ter gestellt als Men­schen mit höhe­ren Ein­kom­men in weni­ger belas­ten­den Beru­fen“, kri­ti­sierte Ben­tele. „Wird das Ren­ten­ein­tritts­al­ter erhöht, benach­tei­ligt sie das dop­pelt: Zum einen, bekom­men sie deut­lich gerin­gere Ren­ten. Zum ande­ren, bezie­hen sie diese auf­grund ihrer gerin­ge­ren Lebens­er­war­tung erheb­lich kürzer.“

Unge­recht sei auch, dass Men­schen, die über die gesetz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung vor­sor­gen, im Alter deut­lich schlech­ter gestellt sind als Beamte. Diese Unge­rech­tig­kei­ten lie­ßen sich nur mit einer grund­le­gen­den Reform des gegen­wär­ti­gen Sys­tems besei­ti­gen: „Wir brau­chen eine Ren­ten­ver­si­che­rung, in die alle Erwerbs­tä­ti­gen ein­zah­len: Arbei­ter, Ange­stellte, Selbst­stän­dige und eben auch Poli­ti­ker und Beamte“, sagte die VdK-Prä­si­den­tin. Nur so ließe sich auf Dauer die gesetz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung sta­bi­li­sie­ren und die soziale Spal­tung bekämpfen.

Zudem for­dert der VdK, geringe Ren­ten von lang­jäh­rig Ver­si­cher­ten auf­zu­wer­ten. Des­halb betont Ben­tele: „Die Ein­füh­rung der Grund­rente war ein ers­ter, noch unvoll­kom­me­ner Schritt, der aber nicht aus­reicht: Sie muss ein­fa­cher und deut­lich höher sein.“

Die Stu­die des DIW Ber­lin im Auf­trag des Sozi­al­ver­bands VdK basiert auf dem SOEP. Das SOEP ist eine seit 1984 jähr­lich durch­ge­führte reprä­sen­ta­tive Haus­halts­be­fra­gung der deut­schen Wohn­be­völ­ke­rung mit rund 30.000 Teil­neh­men­den in knapp 15.000 Haushalten.

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