Antidiskriminierungsbeauftragte unterstützt Kampagne gegen Altersdiskriminierung von Frauen im Job: „Ohne mich würdet ihr alt aussehen”
- Initiative will sensibilisieren für Diskriminierung von älteren Frauen am Arbeitsmarkt.
- Ataman: „Frauen ab Mitte 40 brauchen keine Anti-Aging-Tipps, sondern ein Umfeld ohne Diskriminierung.”
Unter dem Titel „Ohne mich würdet ihr alt aussehen” startet das Online-Magazin „Palais F*luxx” am 1. März eine Kampagne gegen Altersdiskriminierung von Frauen. Die von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes unterstützte Kampagne stellt zwölf Frauen im Alter von 47 bis 64 Jahren vor, die in unterschiedlichen Berufen und Positionen tätig sind und zielt darauf ab, ein neues, positives Verständnis von Alter in der Gesellschaft zu fördern. Die Protagonistinnen zeigen die Vielfalt und Potenziale, die Frauen über 47 Jahren in die Arbeitswelt einbringen.
„Frauen ab Mitte 40 brauchen keine Anti-Aging-Tipps oder vermeintliche Komplimente. Sie brauchen ein Umfeld, das sie wertschätzt und nicht diskriminiert. Leider zeigen mehr als 700 Fälle aus der Beratung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes: Frauen in dieser Altersgruppe werden noch oft benachteiligt”, sagte Ferda Ataman, Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, am Donnerstag in Berlin zum Auftakt der Kampagne. „Frauen werden wegen ihres Alters nicht eingestellt, bei Beförderungen übergangen oder bei Fortbildungen ‚übersehen’. Das ist nicht nur diskriminierend, sondern schadet unserer Wirtschaft. Der Personalmangel kostet uns jährlich Milliarden. Unternehmen sind gut beraten, Frauen ab Mitte 40 stärker einzubinden und Altersdiskriminierung abzubauen. Denn ohne sie sieht unser Arbeitsmarkt alt aus.”
Silke Burmester, Gründerin von Palais F*luxx, erklärte den Zweck der Kampagne: „Wir möchten die Wirtschaft dazu anregen, das enorme Potenzial älterer Arbeitnehmerinnen anzuerkennen. Diese Frauen sind bereit, ihr Wissen und ihre Erfahrung einzubringen, und können einen wertvollen Beitrag leisten. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen ihren Blick auf diese Frauen richten.”
Die aktuelle Initiative folgt auf die erfolgreiche Kampagne „Let’s Change The Picture”, die 2023 gemeinsam mit der Schauspielerin Gesine Cukrowski ins Leben gerufen wurde, um ein zeitgemäßes Altersbild von Frauen in Film und Fernsehen zu fördern. Begleitet wird die Kampagne von Prof. Dr. Anja Lüthy, Expertin für Arbeitsmarkt und Demografie. Sie unterstreicht die Bedeutung der Integration älterer Frauen in die Arbeitswelt: „Eine Berufswelt, die Frauen, die 47 Jahre oder älter sind, unsichtbar werden lässt, ist nicht mehr zeitgemäß. Müssen Unternehmen wirklich daran erinnert werden, dass 2035 aufgrund des demografischen Wandels 7 Millionen Arbeitskräfte fehlen werden? Durch die Ausgrenzung von 47 + Frauen, die noch genau 20 Jahre bis zu ihrem Ruhestand arbeiten können, verzichten Unternehmen auf massives Wachstumspotenzial, das wesentlich zur Wertschöpfung beiträgt.”
Die Unabhängige Bundesbeauftragte legt seit ihrem Amtsantritt einen besonderen Schwerpunkt auf das Thema Altersdiskriminierung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts erleben 14 Prozent der 45- bis 54-jährigen Frauen Diskriminierung am Arbeitsplatz. Das sind mehr als in jeder anderen Altersgruppe. Zu ähnlichen Erkenntnissen kommt auch eine repräsentative Umfrage des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahr 2021: Von allen Menschen, die Diskriminierungen erlebt haben (16 Prozent der Gesamtbevölkerung), gaben die meisten Befragten Altersdiskriminierung als Diskriminierungsform an (23 Prozent).
Im Rahmen der anstehenden Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) setzt sich die Antidiskriminierungsbeauftragte für Verbesserungen im rechtlichen Schutz vor Diskriminierung ein. So sollte es nach ihren Vorstellungen in Zukunft keine Mindest- und Höchstanforderungen an das Alter von Beschäftigten mehr geben. Wichtig ist aus Sicht der Bundesbeauftragten auch eine Ergänzung des Artikels 3 GG, in dem Benachteiligungen wegen des Alters bislang nicht erwähnt werden.
Alle Informationen sowie die Motive zum Download finden Sie auf der Kampagnenwebsite www.palais-fluxx-arbeit.de.
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) ist 2006 mit Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) gegründet worden. Ziel des Gesetzes ist es, Diskriminierung aus rassistischen oder antisemitischen Gründen, wegen des Geschlechts, der Religion oderWeltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen. Die ADS berät rechtlich, kann Stellungnahmen einholen und gütliche Einigungen vermitteln. Sie betreibt Forschung und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Diskriminierung. Seit2022 wird die Leitung der Stelle als Unabhängige Bundesbeauftrage für Antidiskriminierung vom Deutschen Bundestag gewählt..
Palais F*luxx wurde 2020 von der ehemaligen Journalistin Silke Burmester als Onlinemagazin für Frauen ab 47 Jahren gegründet. Palais F*luxx setzt sich für die Rechte und die Sichtbarkeit älterer Frauen in der Gesellschaft ein und initiiert Kampagnen zur Bekämpfung von Altersdiskriminierung.